"Du bist ein Gott, der mich sieht."

Impuls für die Stille Zeit zur Jahreslosung

ICH BETE
Das hilft mir, mich auf Gott hinzuordnen, mich von meiner Tiefe her Jesus Christus und dem Geist zu öffnen und mich seinem liebenden Blick auszusetzen.

Immerfort empfange ich mich aus Deiner Hand, 
das ist meine Wahrheit und meine Freude. 
Immerfort blickt Dein Auge mich an, 
und ich lebe aus diesem Blick, 
Du, mein Schöpfer und mein Heil. 
Lehre mich in der Stille Deiner Gegenwart,
das Geheimnis zu verstehen, 
dass ich bin 
und das ich bin vor Dir 
und durch Dich 
und für Dich. 
Romano Guardini

ICH ZÜNDE EINE KERZE AN 
Ich atme tief ein und aus. 
Ich nehme wahr, wo ich bin. 
Ich betrachte die Kerze 
und lasse meinen Gedanken freien Lauf.
Ich bete noch einmal das Hingabegebet und nehme wahr, was mich dabei anspricht. 
Ich halte meine Gedanken Gott hin.

DER BIBELTEXT - 1. Mose 16, 6 ff
6 Abram entgegnete ihr: »Sie ist deine Sklavin. Mach mit ihr, was du für angebracht hältst.« Doch als Sarai hart mit ihr umsprang, lief Hagar fort.
7 Der Engel des HERRN fand Hagar in der Wüste neben der Quelle am Weg nach Schur.
8 Er sprach zu ihr: »Hagar, Sklavin von Sarai, woher kommst du und wohin gehst du?« »Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai«, antwortete sie.
9 Da sprach der Engel des HERRN: »Kehr zu deiner Herrin zurück und ordne dich ihr unter.
10 Ich werde dir mehr Nachkommen geben, als du zählen kannst.
11 Du wirst einen Sohn bekommen. Nenne ihn Ismael, denn der HERR hat deine Hilferufe gehört. 
12 Dein Sohn wird ungezähmt sein wie ein wilder Esel! Er wird sich gegen alle stellen und alle werden gegen ihn sein. Ja, er wird mit allen seinen Brüdern im Streit leben.«
13 Da nannte Hagar den HERRN, der zu ihr gesprochen hatte, El-Roï. Denn sie sagte: »Ich habe den gesehen, der mich sieht!«

ZUM TEXT
Abraham zieht sich galant aus der Affäre: „Es ist deine Sklavin…“ 
Es ist die Rede von Flucht aus einer unangenehmen Situation, aus Unterdrückung, aus seelischer und körperlicher Gemeinheit. Flucht in die alte Heimat, durch die todversprechende Wüste.
Die Situation ist so drastisch, dass ein Engel in Aktion gebracht wird.
Es werden zwei elementare Fragen des Lebens gestellt: Woher? Wohin?
Wir lesen von großer Ehrlichkeit: Ich bin abgehauen von meiner Herrin.
Die Lösung liegt im Zurückgehen, die Wandlung geschieht in den alten Umständen.
Dann erst spricht der Engel die Verheißung aus. Gott stellt sich als der vor, der Hilferufe hört – Ismael. Eine Frau, die Gott nicht kennt, erlebt ihn als den, der sie ansieht, sie sieht den sie Sehenden. 
Du Gott der Sicht (nach Buber-Rosenzweig)
Hagar gibt Gott einen Namen, der sich für sie mit dem Erlebten deckt.

ICH LESE DEN TEXT UND BETRACHTE, WAS DORT GESCHIEHT
Ich lese langsam und mache an den Stellen eine Pause, an denen ich etwas verweilen möchte. 
Hier trete ich schauend in den Text ein, 
stelle mich innerlich an diesen Ort, 
schaue mich um, höre, rieche, erspüre die Situation. Ich sehe, was dort geschah.
Dann erst lese ich weiter.
Das darf alles in Ruhe geschehen 
und so viel Zeit in Anspruch nehmen wie nötig. Ich bin nicht auf der Flucht.
Ich kann die Stellen auch markieren und so später wieder dahin zurückkehren.
Es ist von drei Orten die Rede: das Lager, die Wüste, die Quelle. Ich betrachte sie innerlich ausführlich. Welcher ist mir bekannt? Was lösen sie in mir aus? Was bringe ich damit in Verbindung?
Es ist von drei Persönlichkeiten die Rede: Abraham, Hagar, Sara. Welche zieht meine Aufmerksamkeit auf sich? Ich bleibe im Betrachten und Beten. Ich verharre bei dieser Person und komme auch darüber mit Jesus ins Gespräch.
Wo brauche ich Fragen von Gott, damit ich Antworten finde? 
Kenne ich mein Woher und mein Wohin?
Ich nehme mir Zeit und notiere das.

ICH FASSE ZUSAMMEN
Dankbar blicke ich auf diese Zeit der Begegnung mit Gott. Alles, was geschehen ist, ob nun fassbar, schwer in Worte zu fassen oder unbemerkt, ist die freundliche Zuwendung vom Herrn. Alles hat seine von ihm erdachte Zeit. 
Ich danke ihm dafür.

ICH NOTIERE DAS WESENTLICHE,
die für mich wichtigen Impulse. Vielleicht weiß ich, welchen nächsten Schritt ich vor mir habe. Ich lege mich fest, wann er getan wird.
Ich komme zum Abschluss.