Abraham als Beispiel für die Reifephasen des Lebens
Manfred Schmidt gab uns einen komprimierten und fundierten theologischen Input zu Abraham. Nun ist Abraham ja eine sehr bekannte biblische Persönlichkeit. Angefangen bei verschiedenen Kinder- und Jugendliedern bis in die Kunst aller Epochen, steht er einem lebhaft vor Augen. Der Mann, der in der Nacht vor das Zelt tritt, durch die Zahl der Sterne oben am Himmel und der Menge der Sandkörner unter seinen Fußsohlen, von Gott den Hinweis für die Größe des Volkes bekommt, das seinem Nachkommen entspringen soll. Oder auch die spannungsgeladene Situation der Opferung seines Sohnes, die sich abrupt entschärft, als Gott eingreift und einen Widder im Gebüsch parat hat. Wen hat die Berufung des Abrahams nicht schon ermutigt zu gehen, gemäß dem eingängigen Song: „Geh, Abraham, geh, mach dich auf den Weg, ich zeig dir neues Land.“?
Das Wochenende der BRinG bewegte sich thematisch um die Reifephasen des Lebens. Die finden sich auch bei Abraham: sein Aufbruch und die damit verbundenen Gefährdungen, verschiedene Reifeschritte, Offenbarung und zuletzt die Erfüllung.
Abraham wird berufen
Besagte Berufungsgeschichte könnte man als ersten Übergang in seinem Leben verstehen. Berufen wird der, der hört. Abraham lässt sich rufen und überschreitet damit Grenzen, die Grenzlinie seiner Heimat und damit seine eigenen Begrenzungen. Weg aus der Kultur, raus aus der reichen Sicherheit, weg von alten Gewohnheiten. Gott führt nicht immer entlang des Mainstreams. Abraham und Sarah kommen in acht Krisen und auch von acht Begegnungen mit Gott wird erzählt. In Krisen riskiert der Mensch, getrieben von seiner oft berechtigten Angst und dem Wunsch nach Absicherung, seine Verheißung, die über seinem Leben besteht. Um nur ein Beispiel zu nennen: die Sicherung ihrer Zukunft nehmen Abraham und Sarah selber in die Hand und sorgen, nachdem nichts passiert, für einen Nachkommen über die Magd Hagar. (1. Mose 16)
Durch Zweifeln wächst der Glaube
Reifeschritte Abrahams im Loslassen, Zweifeln, Erweitern des Gottesbildes und der Vertiefung des Glaubens.
Er, als der Überlegene, überlässt seinem Neffen Lot die Wahl des Weidelands. Er verzichtet darauf, sich durchzusetzen und Macht, die ihm zusteht, auszuüben. Dass Gott ihn nicht zu kurz kommen lässt, darauf vertraut er und erfährt auch genau das. Er kämpft, jedoch nicht für sich selbst, sondern für andere, in diesem Fall wieder für seinen Neffen. (vgl. 1. Mose 14) Er erlebt Horizonterweiterung im neuen Land. Seine Vorstellung von Gott weitet sich. Im ganz anderen erkennt er Gott und ehrt ihn. (1. Mose 14)
Gott offenbart sich
Im Dialog entsteht mündiger Glaube: Abraham redet zum ersten Mal mit Gott, bringt seinen Zweifel zur Sprache. (1. Mose 15) Gott wird für ihn ein greifbares Gegenüber. Er lernt Gott als den Höchsten, den Schöpfer, den Herrn der Ewigkeit kennen und als den Gott, der (mich) sieht.
In 1. Mose 17 bekommen Abraham und Sara eine neue Identität - ihre Namen. Auch Isaak wird hier namentlich erwähnt - ungeboren. Der Glaube wächst in die Tiefe. Abraham glaubt, noch sieht er nicht.
Abrahams Leben kommt zur Erfüllung
Erfüllung geschieht in der siebten Begegnung, der Begegnung der Fülle (Zahl 7). Abraham hat Tischgemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Sein Sohn wird angekündigt. Er ist mit Gott auf Augenhöhe. Er ist in Partnerschaft bei den Plänen Gottes. Abraham wird zum Freund. Das Ganze findet seinen Höhepunkt in Gottes Prüfung für Abraham: „Gib mir deinen Sohn, den du liebst.“ (1. Mose 22) Es geschieht Erstaunliches: Abraham wird vertrauter Freund Gottes: das, was Du hier erlebst, das erlebe ich auch einst mit meinem einzigen Sohn. Trage mit mir diesen großen Schmerz, der auf mich wartet. Das wird geschehen, um die Menschen zu erlösen, um Ihnen zu ermöglichen, mit mir auf Augenhöhe und Freunde in Ewigkeit zu sein.
Ein paar Fragen für die persönliche Andacht
- Loslassen, verzichten, vertrauen - wie geht es mir damit?
- Wie heißen meine Zweifel? Wodurch ist mein Glaube in die Tiefe gewachsen?
- Was hat Gott dadurch gewirkt?
- Wie begegnete Gott mir in Krisen?
- Hat sich mein Gottesbild dadurch verändert?
- Bin ich auch schon selbstgewählte Umwege gegangen?
- Was sind aus der Abraham-Geschichte die nächsten Schritte, die für mich dran sind?
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