Ein Blick auf das Gemeindeaufbau- & Leiterseminar mit Keith Warrington
Die Kirche
„Jesus verkündete das Reich Gottes – und dann kam die Kirche!“ Dieser Satz des französischen Theologen und Historikers Alfred Loisy hat schon über hundert Jahre auf dem Buckel. Man kann diese Aussage ganz wertfrei verstehen: Das eine – die Kirche – folgte eben auf das andere – die Verkündigung des Gottesreiches. So hat es Loisy eigentlich gemeint. Man kann diesen Satz aber auch ernüchternd lesen: Jesus hatte so viel angekündigt – und dann kam doch nur die Kirche!
Das Reich Gottes
Egal wie man sich entscheidet: Als Jesus mit seinem öffentlichen Wirken beginnt, steht das Reich Gottes im Zentrum seiner Verkündigung in Wort und Tat. Das belegen auch die ersten Worte, die wir im Markusevangelium von ihm hören: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk. 1,15) Das Ausrichten auf das Reich Gottes zieht sich dann wie ein roter Faden durch seine Verkündigung:
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit…“ (Mt. 6,33)
Unsere Aufgabe
Nun kann man schon fragen, ob uns diese Perspektive wirklich bewusst ist. Zugespitzt formuliert: Konzentrieren wir uns als Christen nur darauf, dass es der Kirche gut geht? Oder beten und arbeiten wir dafür, dass Gottes Reich in unserer Welt anbricht: „Dein Reich komme.“ (Mt. 6,10a) Natürlich gehören der Einsatz für die Kirche und die Ausrichtung auf das Reich Gottes eng zusammen – es ist nicht gut, beides gegeneinander auszuspielen. Und doch brauchen wir den weiten Horizont des Reich-Gottes-Denkens, um dann auch den Auftrag der Kirche und der Gemeinde Jesu klar zu definieren.
Die Vision wiedergewinnen
Keith Warrington, langjähriger Mitarbeiter der internationalen Missionsgesellschaft „Jugend mit einer Mission“, hat nun seine jahrzehntelange Beschäftigung mit diesem Thema in einem tollen Buch gebündelt: „Das Reich Gottes. Die Vision wiedergewinnen“ (ISBN: 978-3-940188-36-6). Seine wertvollen Gedanken hat er im vergangenen Herbst mit etwa 80 Teilnehmern im Rahmen des Gemeindeaufbau- & Leiterseminars des BRUNNEN in Gera geteilt.
Einige Schlaglichter: Jesus hat das Evangelium vom Reich Gottes und kein „Privaterlösungs-Evangelium“ verkündigt. So wichtig es auch ist, dass Jesus der Erlöser ist – er ist auch der Herr (2. Kor. 4,5). Die Herrschaft Jesu ist sogar die Voraussetzung dafür, dass Rettung möglich ist. Sie erstreckt sich auf alle Lebensbereiche und will überall zum Zug kommen. Christsein bedeutet also nicht nur, gerettet zu werden, sondern auch, im Alltag als Jünger Jesu zu leben und in der Nachfolge zu wachsen. So wird Christsein konkret!
Unsere Berufung zu Königen & Priestern
Zentral ist auch das, was Warrington über unsere Berufung sagt:
- Gott und alle Menschen lieben.
- Als Könige und Priester im Alltag regieren.
- Verantwortung für unsere Welt übernehmen.
- Allen Menschen Jesus und sein Reich übermitteln.
Diese vier Punkte fasst Warrington in seinem Buch gut zusammen: „Mitten im Bösen, in Selbstsucht, Leid und Tod, die unsere Welt durchdringen, können wir mit Gott leben und die Erlösung, Wiederherstellung, Liebe und Gerechtigkeit seines Reiches vermitteln.“ (S. 138)
Kirche soll also keine Parallelstruktur zur Gesellschaft sein, sondern diese durchdringen. Jünger Jesu sind in bestem Sinne „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ (Mt. 5,13f). Weltverantwortung und Evangelisation gehören zusammen. Gemeinde und ihre Leiter sind dabei eine Art „Unterstützungssystem“ und „Trainingslager“, um Jüngerschaft zu fördern und im Alltag einzuüben. Neugierig geworden? Dann vertiefen Sie doch mit uns diese wichtigen Gedanken im Rahmen von vier regionalen Studientagen mit Keith Warrington!
Pfr. Sandro Göpfert, Burgstädt