Horizonterweiterung in Rumänien

Anfang Mai machte sich unser BRUNNEN-Bus auf den Weg zu einem Auslandseinsatz in Rumänien. Mit an Bord waren unsere vier Jahresteamlerinnen und als Begleitpersonen Johannes Gärtner und ich. Wir hatten zwei Orte ausgesucht (Petrila und Mediaș), an denen wir jeweils einige Tage verbrachten und Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, Ansichten und Herangehensweisen an Mission kennenlernten.
Zu Beginn besuchten wir das Missionsteam in Petrila, das aus deutschen Missionaren und rumänischen Mitarbeitern besteht. Bei unserer zweiten Station in Mediaș lernten wir siebenbürger Sachsen kennen, die sich (im Gegensatz zu vielen ihrer Landsleute) bewusst entschieden haben, in Rumänien zu bleiben, um bedürftigen Menschen zu dienen. Zum Schluss verbrachten wir noch einen Tag mit ungarischstämmigen Rumänen in Crasna – was eher wie ein Besuch bei Freunden war, aber dennoch eine weitere kulturelle Perspektive eröffnete.
Die ersten Tage in Petrila waren bereits sehr intensiv und gespickt mit vielen inspirierenden Begegnungen und Aha-Erlebnissen für das JT. Unsere vier „Mädels“ waren sichtlich beeindruckt und bewegt von dem lebendigen Glauben, dem sie dort begegneten. Die Art und Weise wie Jüngerschaft ganz praktisch gelebt wurde, weckte in der ein oder anderen nochmal neu den Wunsch, ebenso im Glauben zu wachsen. Während wir praktisch mit anpackten und z.B. Zaunslatten strichen, ergaben sich viele tiefe Gespräche. Zusätzlich war dieser erste Abschnitt auch durch die wunderschönen Wanderungen in den Karpaten und zu einem Wasserfall eine Aneinanderreihung von Highlights.
Mit Herzen, die schon bis oben voll waren mit Eindrücken, kamen wir in Mediaș an. Dort wurden wir von den Brüdern Alfred und Wolfgang Faff in Empfang genommen. Das Gelände mit den geräumigen Gebäuden war früher ein Kinderheim, doch aus unterschiedlichen Gründen musste es schließen. Die beiden Brüder suchen seitdem immer wieder nach Möglichkeiten, den Ärmsten der Armen dennoch praktisch zu dienen. Das tun sie unter anderem durch das Verteilen von Lebensmitteln und einem Essensangebot für Kinder in den nahegelegenen Roma-Siedlungen – immer verbunden mit einem kurzen geistlichen Programm. Wir durften sie zu zwei Siedlungen begleiten und hier und da mithelfen. Die Armut in den Roma-Dörfer zu sehen und den Menschen dort zu begegnen sind Erfahrungen, die man nicht so schnell vergisst.
Es war gut, dass wir uns als Einsatzgruppe immer wieder Zeiten zum Reflektieren, Austauschen und Beten genommen haben. Dabei wurde uns sehr deutlich, wie unterschiedlich die Herangehensweisen in Petrila und Mediaș an die Verkündigung des Evangeliums waren. In Petrila hatten wir von Stefan Armer erfahren, dass sie materielle Hilfe strickt von ihrem Jüngerschaftsansatz trennen – seine Erfahrung ist, dass materielle Hilfe dem geistlichen Anliegen oft eher im Wege steht. 
In Mediaș erlebten wir das Kontrastprogramm dazu: Materielle Hilfe ist ein zentraler Bestandteil des Ansatzes. Was wir gesehen und erlebt haben, gab uns viel Stoff zum Nachdenken. Wie sieht nachhaltige/effektive Hilfe für Roma aus? Brauchen bzw. wollen sie überhaupt Hilfe? Was würde es bedeuten, den Roma eine Roma zu werden?
Das ist nur ein kleiner Bruchteil dessen, was uns im Blick auf unsere Erlebnisse beschäftigt hat. Es war definitiv eine sehr wertvolle Zeit, in der wir erleben durften, wie unsere JTlerinnen tatsächlich eine Horizonterweiterung erlebt haben und ihre eigenen Prägungen und ihren Glauben