Krisen machen uns stärker

Traurigkeit. Angst. Sorgen. Unmut. Ärger. Gereiztheit. Hilflosigkeit. Schlafschwierigkeiten. Müdigkeit. Sozialer Rückzug. Vielen von uns sind solche Symptome wohlbekannt. Und wir haben gemeinsam, dass wir sie alle schnellstmöglich wieder loswerden wollen. Aber was genau ist denn eigentlich los? Es geht weder vor noch zurück. Irgendwie stecke ich fest.

Phase 1 - Schock

Empfinde ich solch ein Potpourri an Gedanken und Gefühlen stecke ich womöglich in der ersten Phase einer handfesten Krise - dem Schock. Ich merke, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, versuche aber noch angestrengt der Situation zu entgehen. Ich will es einfach nicht wahrhaben. Vielleicht sieht mich die Problematik ja nicht, wenn ich mir die Augen zuhalte!?

Phase 2 - Reaktion

Hier befinde ich mich am Höhepunkt der Krisenbewältigung. Die Emotionen kochen hoch, aber das ist notwendig. Denn, erst, wenn ich mich meinem Gefühls- & Gedankenchaos stelle und meine Abwehrmechanismen aufgebe, komme ich weiter. Die Emotionen brauchen Raum und frische Luft, damit ich weiß, womit ich es zu tun habe. Ich bin herausgefordert, sie auszuhalten und anzuschauen.  Das kostet Kraft, aber nur so gelingt die Bewältigung.

Phase 3 - Bearbeitung

Wenn ich weiß, was mich aus der Bahn geworfen hat und was dadurch in mir ausgelöst wurde, kann ich mein JA dazu finden und die Situation akzeptieren. Wenn ich die Kontrolle wieder erlangt habe, kann ich meine Eigenverantwortung für mein Leben wieder ergreifen und nach Lösungen suchen - auch im Gebet. Dafür kann ich mir Unterstützung holen. Ein objektiverer Blick von außen kann enorm hilfreich sein, Klarheit schaffen und mich auf gute Ideen bringen. Indem ich mir konkrete Gedanken über meine Optionen mache, erlange ich meine Handlungsfähigkeit zurück und ich spüre die aufkeimende Erleichterung und die Freude kommt sogar zurück. An diesem Punkt ist es unerlässlich das Vergangene hinter mir zu lassen. Ich lege es zurück in Gottes wissende Hände und lasse es dort.

Phase 4 - Neuorientierung

Befreit von der Last des Vergangenen und mit vielversprechenden Lösungsideen im Gepäck kann ich mich nun neu ausrichten. Ich kann neue Erfahrungen machen, die mir vielleicht sogar ermöglichen, den Sinn in der Krise zu entdecken. Jetzt habe ich es geschafft. Ich habe der Krise ins Auge gesehen, mich auseinandergesetzt und wieder zusammengesetzt. Jetzt bin ich stärker als vorher.

Die Auslöser für Krisen sind vielfältig. Arbeitslosigkeit, eine Naturkatastrophe, Wirtschaftskrise, Krankheit, ein Todesfall oder ein Virus. Ganz gleich, wodurch sie ausgelöst werden, Krisen setzten uns akut unter Stress und geben uns ein mieses Gefühl. Aber, es ist gewiss, irgendwann ist jede Krise vorüber. Und: Eine Krise besteht nicht nur aus einer Komponente. Das chinesische Schriftzeichen für Krise beinhaltet nämlich zwei Silben - eine bedeutet Gefahr und eine bedeutet Chance. Das ist wichtig! Nicht vergessen!

Ich wünsche dir ein gelingendes Krisenmanagement!

 

Quellen

Cullberg, J. (1978). Krisen und Krisentherapie. Psychiatrische Praxis 5. Gießen: Psychosozial.

Kast, V., Der schöpferische Sprung: Vom therapeutischen Umgang mit Krisen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1989.