Leben aus dem Geist

Wie erkennen wir den Willen Gottes?

Ein Artikel von Elias Schrenk, 1831-1913, Kaufmann, später Missionar. Durch seinen Dienst wird Schrenk auch zu einer der führenden und prägenden Gestalten der deutschen Gemeinschaftsbewegung.

Leben aus dem Geist – Wie erkennen wir den Willen Gottes?

1. Wie aus Mangel Fülle wird

Müssen wir nun zugeben, dass es in unseren Tagen auch bei ernsteren Christen vielfach sehr an Licht über den Willen Gottes fehlt, so ist damit erwiesen, dass es am Besitz des Heiligen Geistes fehlt, und darum an Geistlichkeit. Erkennen wir aber die Notwendigkeit der Erkenntnis des Willens Gottes, so müssen wir uns angetrieben fühlen, um den Heiligen Geist zu bitten.

Der himmlische Vater gibt seinen Geist denen, die ihn darum bitten (Luk. 11,13). Soll uns aber der Geist Gottes erleuchten zur Erkenntnis des Willens Gottes, so müssen wir still werden.

2. Wodurch sich das Problem zeigt

Viele können sich schon klar werden über Gottes Willen, aber sie sind zu unruhig, und vor lauter Unruhe hören sie des Geistes Stimme nicht. Läuft man dann in seiner Unruhe überall herum, um Verständige und Unverständige zu fragen, so wird man erst recht unklar und „weiß nicht mehr, wo einem der Kopf steht“. Werde erst still, dass dein Gott mit dir reden kann; dann wirst du klar. – Was ist bei vielen der tiefste Grund ihrer inneren Unruhe? In Wahrheit sind sie nicht so unklar über den Willen Gottes, wie sie vorgeben; aber sie haben noch ihren Eigenwillen, ihre eigene Lust. Diese Lust ist im Widerstreit in ihrem Herzen mit der Stimme des Geistes Gottes; darum die Unruhe und Unklarheit. Bekenne deine Unaufrichtigkeit, lass deinen Eigenwillen fahren, und du wirst bald klar werden. Das größte Hindernis, den Willen Gottes klar zu erkennen, ist des Menschen eigener Will und eigene Lust; sein Ungehorsam gegen Gott.

Wieder andere nehmen sich keine Zeit, über den Willen Gottes klar zu werden und handeln, ehe sie den Willen Gottes erkannt haben. Das ist bedenklich und hat traurige Folgen.

3. Warum Hektik immer falsch ist

Es gibt viele Fälle, in welchen wir auf das Warten angewiesen sind; lernen wir warten, wo es nötig ist und hüten wir uns, uns von anderen treiben zu lassen. Es ist mehr als verdächtig, wenn uns jemand zum Handeln nötigen will, ehe wir Klarheit über den Willen Gottes haben. Fürchten wir uns vor solchen Menschen; der Herr hat sie nicht gesandt, sondern der Feind. Gott nötigt niemand, ohne Klarheit über seinen Willen zu handeln. Er gibt uns Zeit, auf seine Winke zu warten.

4. Wie Gott meistens zu uns redet

Sehr oft redet er zu uns durch äußere Verhältnisse, so dass man ohne Mühe klar wird. Dann tut uns Gott seinen Willen besonders durch sein Wort kund. Werde nur recht daheim im Wort Gottes und es wird dir in vielen Fällen sofort klar sein, was du zu tun hast, während andere im Unklaren sind. Man kann zwar auch Gottes Wort willkürlich deuten; kindliche und aufrichtige Seelen werden vor Willkür bewahrt. Haben wir mehr Erfahrung in den Wegen und in der Gemeinschaft des Herrn, so lernen wir die Leitung des Heiligen Geistes kennen. Wir dürfen aber nicht jedermann trauen, der von Geistesleitung redet. Nur demütige, gehorsame, innerlich still gewordene Seelen können durch die Stimme des Heiligen Geistes geleitet werden.

5. Worin der Unterschied besteht

Das eigentümliche Merkmal der Geistesleitung ist: entweder macht uns der Geist Gottes innerlich völlig ruhig über eine Sache, so dass wir einen Schritt im Frieden Gottes tun können; oder aber beunruhigt er uns. Geschieht das letztere, so ist es eine göttliche Warnung vor einem Schritt. Leitung durch Gottes Wort und Geist sollte bei Christen das Normale sein. Wären wir mehr Geistesmenschen, so wäre Geistesleitung allgemeiner; sie ist das köstliche Vorrecht der Kinder Gottes. Wirkliche Geistesleitung kennt man an ihrer völligen Übereinstimmung mit Gottes geschriebenem Wort.

Ich für mich ziehe es vor, mich vom Geiste Gottes leiten zu lassen und zu warten, bis der Herr mir Klarheit gibt. Die Hauptsache bleibt in allen Fällen, dass wir aufrichtig nach Gottes Willen fragen, um ihn zu tun.

(Auszüge aus: Schrenk, E.: Das Leben aus dem Geist, Edel-Taschenbücher 1969)