Genuss, Spaß und Ernsthaftigkeit in Balance
Wie schon vor zwei Jahren fand auch in diesem Jahr wieder ein zweiteiliges Brauseminar im BRUNNEN statt. Am ersten Wochenende hatten wir die Referenten von der OJC aus Greifswald: Daniel Schneider, Jonas Großmann und Konstantin Mascher dafür zu Gast. Das zweite Wochenende gestalteten wir dann als „Männer hier vor Ort“ selbst.
Selber zu Hause Bier brauen – die theoretischen Grundlagen dafür wurden erklärt und auch am ersten Wochenende ging es gleich zur Sache: Damit aus der Theorie auch Praxis wird, wurde losgebraut und zwei verschiedene Biersorten zur Gärung angesetzt - eine starke Teamleistung, die bei bestem Wetter draußen einfach eine Freude war.
Stark war auch die Verknüpfung, was der Brauprozess auch bildlich mit unserem Leben zu tun haben kann.
Damit z.B. der Zucker, den wir zum Vergären brauchen, aus dem Gerstenkorn gelöst wird, muss dieses erst „in die Mangel“ genommen – geschrotet werden. Dabei zerbricht es und so kommt man(n) erst an den wertvollen Zuckerinhalt, um daraus etwas anderes Neues, nämlich Alkohol (Bier) herstellen zu können.
Und, ja, auch wir alle sind in unsem Leben schon „in die Mangel genommen“ worden, haben Brüche erfahren, aber auch, dass dadurch wertvolle Erkenntnisse entstehen und manchmal notwendige Prozesse in Gang kommen.
So gingen wir Schritt für Schritt durch den Brauprozess und hatten so neben dem praktischen Tun auch viel zum Nachdenken. Dazu gab es kleine Austauschgruppen, um einander daran Anteil zu geben - immer soweit jeder konnte und wollte. Absolut angenehm war, dass wir einander nur zuhörten und es nicht um Lösungen und Rat ging. Jeder konnte seine Sicht teilen und mit einem „Prost“ anzeigen, dass er alles für sich Relevante gesagt hatte. Dennoch erlebten wir eine große Offenheit, Tiefe und ein herzliches Miteinander.
So war es eine wirklich gehaltvolle Zeit, neben der bei manchem ernsthaften Themen und Gedanken auch der Spaß beim Brauen und bei gemeinsamen Zeiten am Esstisch und an der Feuerschale nicht zu kurz kam.
Nach 6 Wochen „Reifezeit“ unserer gebrauten Biere trafen wir uns dann zu einem zweiten verkürzten Wochenende. Dabei stand das Verkosten der Biere, aber auch damit verknüpft das „Verkosten“ unseres Lebens im Mittelpunkt.
Am Freitagabend probierten wir uns im „Bier-Tasting“. „Was schmecke ich hier eigentlich?“ war oft keine leicht zu beantwortende Frage – daher ein Hoch auf das „Aromarad“, das als Spicker, Hilfe und Anlehnung bot, welche Geschmacksrichtungen so möglich sind.
„Das schmeckt besser als es riecht.“ oder „Wie kannst du denn da schwarze Johannisbeeren schmecken?“ Ja, jeder nahm anderes wahr und oft war es erstaunlich, was sich am Ende für ein Bier in der Blindverkostung verbarg. Damit verbunden war auch die Erkenntnis: Ohne Etikett ist es nahezu unmöglich, das „Sternburg Export“ zu finden.
Anschließend daran hatten wir am Samstag jeder eine persönliche Zeit, in der wir über verschiedene Fragen nachdachten und dem nachgingen: „Wie schmeckt (mir) mein Leben in unterschiedlichen Bereichen?“ Auch hier hatten wir eine Art Aromarad mit Empfindungen, die wir üben konnten zu erkennen und zu benennen, wahrzunehmen und auch darüber wieder in unserer kleinen Gruppe zu reden.
Dankbar schaue ich zurück auf eine Zeit, die für mich persönlich, aber auch im Miteinander unter uns Männern, wirklich schön und wertvoll war, mich herausgefordert und definitiv weitergebracht hat.
In diesem Sinne: Prost! Es möge genützt haben und uns allen auch weiter nützen!

