Was mir hilft, ins Sein vor Gott zu kommen

ER.lebt

Mit zunehmendem Alter ändert sich meine Haltung zum Sein in Gott. Ich kann heute sagen: Die Aufgabe in meiner Lebensphase ist vom Tun ins Sein zu kommen, mich nicht über Leistung zu definieren. Das kann ich an den Fragen prüfen: Wer bin ich in Christus? Was ist meine Verbundenheit mit ihm? 

1. Um u.a. dem auf die Spur zu kommen, gehe ich seit einigen Jahren für ca. 8 Tage ins Kloster. Ich übe mich im Dasein vor Gott. Vor drei Jahren las und betete ich über Tage Joh.14, 21.23:

Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.

Das tiefste Geheimnis meines Glaubens ist, dass Christus in mir wohnt, 24 Stunden am Tag. Er ist mir so nah, wie kein Mensch mir sein kann. 
Nach 3 Tagen im Schweigen komme ich erfahrungsgemäß in die Krise. Ich frage mich ernsthaft: “Was mache ich eigentlich hier? Ich hätte zuhause so viel zu tun.” Überwinde ich die Krise, entfaltet sich der Reichtum der investierten Zeit. Ich kann diese Art der Ausrichtung auf Gott genießen. Dabei erlebe ich mich vielmehr gedanklich betend, als im Formulieren von Sätzen. 

2. Seit einem Jahr ist für mich das persönliche Hingabegebet nach dem Aufstehen sehr wertvoll, bevor ich mich ins Tagesgeschäft begebe. Es ist eine große Wahrheit über dem Tag ausgesprochen: 

Herr, dir übergebe ich mich. 
Geist, Seele und Leib. 
Du allein hast Leben 
und unvergängliches Wesen. 
Du erkennst mein Herz 
und weißt mein Geheimnis. 
Nimm hin, 
was ich bin und habe. 
Reinige und erleuchte mich, 
dass du in mir groß wirst 
und dein Name gepriesen werde. 
Hanna Hümmer

Hilfreich ist für mich, in diesem Bereich den Willen Gottes über dem Tag auszusprechen, inspiriert durch ein kleines Büchlein mit dem Titel “Dein Wille geschehe” von Olaf Hansen. Er entfaltet die Einsicht, dass es im christlichen Glauben nicht darum geht, den Willen Gottes zu tun, sondern dass der Wille Gottes durch mich geschieht, das ist nicht dasselbe. Diese Sicht löst die Verkrampfung, dass es an mir allein läge. Es bedeutet nicht: Ich muss den Willen Gottes tun, sondern ich darf glauben und vertrauen, dass Gott sich selbst kümmert und dafür sorgt, dass sein Wille geschieht; entweder mit mir, auch ohne mich und, wenn es sein muss, auch gegen mich. 

"Es liegt im Stillesein eine wunderbare Macht der Klärung, der Reinigung, der Sammlung auf das Wesentliche.“ 
Bonhoeffer 

„Denn so spricht der GOTT, der Herr, der Heilige Israels: Durch Umkehr und Ruhe werdet ihr gerettet, / im Stillhalten und Vertrauen liegt eure Kraft.“
Jes. 30,15