Woher kommen wir, wo liegen die Wurzeln unserer Berufung als verbindliche Lebens- und Dienstgemeinschaft?

Bereits vor vielen Jahrhunderten haben geistliche Menschen ein Problem ihrer Zeit mit drei Begriffen erklärt. Die Menschen sind gemeinschafts-los, entscheidungs-los und orientierungs-los geworden. Dies ist also kein neues Problem unserer Zeit, sondern hat sich immer wieder in der Gesellschaft vollzogen. Natürlich erreicht dies mit den neuen Medien heute eine ganz spezielle Dimension. Wie auch immer diese Entwicklungen bezeichnet werden, sie haben etwas Zersetzendes für die Gemeinde Jesu Christi. Wenn die Grundidee Gottes darin besteht, dass wir in gesunde, heilende, zuverlässige und versöhnte Beziehungen mit IHM und untereinander berufen sind, dann ist der Verlust, das Los-werden dieser verlässlichen Gemeinschaft immer besorgniserregend und erfordert eine Gegenbewegung.

Schon die Berufung der ersten Jünger als verbindliche Gemeinschaft ist als Modell und Auftrag zu verstehen. In der ganzen Kirchengeschichte haben sich immer wieder verbindliche, meist kleine Gruppen gebildet und in unterschiedlichsten Formen die Gegenbewegung gelebt. Sie blieben beständig in der Gemeinschaft.  (Vgl. Apg. 2,42)

In dem EKD-Text Nr. 88, hat die Evangelische Kirche sich zum Thema „verbindliches Leben“ positioniert. Hier werden besondere Dienstgemeinschaften beschrieben die, neben dem Ordensleben in Klöstern und Kommunitäten, auch einen besonderen Auftrag für den Leib Christi haben. Sie sollen nicht nur eine Antwort auf negative Entwicklungen sein, sondern ihnen „kommt eine für die verschiedenen Sozialgestalten der Kirche wertvolle spirituelle Prägekraft zu.“

Sie werden als 4. Sozialgestalt der Kirche bezeichnet und ergänzen damit die anderen Sozialgestalten der Kirche; unabhängig von den unterschiedlichen Denominationen. Diese bildeten sich in den ersten Jahrhunderten des Christentums und werden bezeichnet als

1. Universale Kirche (Ekklesia, die weltweite Kirche Jesu Christi),

2. die Ortsgemeinde und

3. die partikulare Kirche (regionale Strukturen).

Wenn wir also über verbindliches Leben sprechen, so erfinden wir nichts Neues, sondern kehren zu den Ursprüngen, zu den Wurzeln, zum Evangelium und den Absichten Gottes zurück.

Während meiner Auszeit konnte ich beim Lesen eines kleinen, schwarzen Buches erstaunliche Entdeckungen machen. Darin wird die Lebens- und Berufungsgeschichte von Frank Buchmann, einem Amerikaner, erzählt. Buchmann agierte weltweit, entdeckte geistliche Prinzipien neu und rief Männer und Frauen, diese mitzuleben. So entstand in den 30er Jahren im Umfeld sich entwickelnder Gruppenbewegungen eine dynamische Gruppe um Buchmann, die Oxford-Bewegung, später Moralische Aufrüstung, die MRA. Sie erwarben 1947 in Caux am Genfer See ein altes, großes Hotel. Dort fanden große Tagungen statt und es trafen sich einflussreiche Persönlichkeiten aus aller Welt und Gesellschaftsschichten; aus Politik, Sport, Kunst, Wirtschaft usw.

Die Bedeutung dieser Bewegung in jener Zeit kann u.a. daran erkannt werden, dass sich Buchmann mit Robert Schuman, dem damaligen französischen Außenminister, traf und hier eine Begegnung mit Konrad Adenauer eingefädelt wurde. Dies war ein Schlüsselereignis dafür, dass Schumann am 9.5.1950 mit einer dreiminütigen Rede die Grundlage für das Europäische Haus und auch für die Deutsch-Französische Versöhnung legte.

Ich erinnerte mich dann, dass aus den Begegnungen mit der MRA der Marburger Kreis entstand und bereits in den 50ziger Jahren geistliche Leiter aus der ehem. DDR sich bei solchen Tagungen kennenlernten. Hier liegen die Wurzeln des Volksmissionskreises Sachsen und Christusdienstes Thüringen. Noch erstaunter war ich dann, als mir erzählt wurde, dass Gründerpersönlichkeiten der Christusbruderschaft Selbitz, der OJC, des Wörnersberger Ankers u.a. von Buchmanns Bewegung und Gedankengut geprägt wurden. So können auch wir den BRUNNEN als eine weitere Verzweigung dieser Bewegungen verstehen.

Was ist nun das Besondere dieser Gruppen? Ich sehe, dass hier eine klare Christuszentrierung und der Glaube an die biblischen Wahrheiten zugrunde liegt. Dann wurde das Hören (und Tun) auf die Stimme Gottes, die Stille Stunde, ganz wichtig. Ein verbindliches Miteinander, versöhnte Beziehungen, die Bereitschaft Schuld und Sünde zu bereinigen, sind weitere Schlüsselelemente.

Wenn wir uns also nach Erneuerung und Erfrischung des geistlichen Lebens sehnen, dann wird uns hier ein Weg gezeigt. Die Geschichte überzeugt und die Früchte sind offensichtlich.

Ich wünschte – so hat es schon Luther zu seiner Zeit beschrieben – dass kleine verbindliche Gruppen in allen Gemeinden entstehen, um die geistlichen Werkzeuge zu schärfen und zu gebrauchen.

Wir beschreiben auf diesen Seiten die Wurzeln und Kernstücke unserer Berufung. Lasst uns gemeinsam an diesem Thema dranbleiben. Hier sind Lösungen für viele Defizite unserer Gesellschaft und Kirche.
Wir als BRUNNEN wollen unseren Teil dazu beitragen